Wie weit ist der Mond von der Erde entfernt?
Wie können wir uns eine Vorstellung davon machen, wie weit der Mond entfernt ist?
Und wie können wir überhaupt wissen, wie groß die Entfernung ist?
Ein Geometrie-Experiment nach Martin Wagenschein
Kosmologische Zusammenhänge sind für viele Kinder interessant. Der Weltraum ist in den Medien faszinierend dargestellt. In der Montessoritradition wurden eine Reihe von Modellen entwickelt, die eine Vorstellung der Größenordnungen und Entfernungen ermöglichen, so z. B. das Planetenmodell und das Material zur Größe der Sonne. Modelle haben aber immer die Schwierigkeit, dass die astronomischen Maße nur hinsichtlich einer Dimension sinnvoll darstellbar sind, also entweder nach Größe oder Entfernung. Beides zusammen bringt unser Vorstellungsvermögen an eine Grenze.
Der Mond – unser Erdtrabant – „spielt“ in einer ganz eigenen Dimension; für kosmologische Darstellungen ist er viel zu nah an der Erde, für irdische Zusammenhänge viel zu weit weg. Er ist gut am Nachthimmel inmitten der Sterne zu sehen und unterscheidet sich doch um Größenordnungen von den Sternen. Er ist manchmal am Tag zu sehen – und erscheint dann gleich groß wie die Sonne. Man meint mit bloßem Auge ein „Mondgesicht“ erkennen zu können. Aber selbst ein Fernglas zeigt noch kaum ein Bild, als dass man die Mondtopographie erkennen könnte. Das alles macht es schwierig einzuschätzen – wie groß und wie weit entfernt ist der Mond? Die uns vertrauten grafischen Darstellungen führen in die Irre. Machen Sie die Probe: Stellen Sie einen Erdglobus und ein Mondmodell im geschätzten maßstabsgetreuen Abstand zueinander…
Wie weit ist der Mond von uns entfernt? Die Kilometerzahl steht in jedem Sachbuch oder findet sich mit wenigen Klicks im Netz: 384 000 km. „Aber schon die Frage: ‚Wie weit sind eigentlich 384 000 km?’ macht Unbehagen“, kommentiert Hartmut von Hentig. „Wie soll man das sagen? 384 000 km – das sind 384 000 Mal ein Kilometer; ein Kilometer – das sind tausend Meter. Ärgerliche Frage! – hinter der die nötige Einsicht lauert: Wissen, zu dem es keinen Vergleich, keine Erfahrung, keine Anschauung gibt, bleibt leer. Und da öffnet Wagenschein einen anderen Weg: er fragt hier (wie überall) nach dem, was wir alle ja viel lieber wissen wollen als die 384 000 km, aber nicht zu fragen wagen: ‚Woher kann man so etwas – wie weit der Mond entfernt ist – eigentlich wissen?’“
Martin Wagenschein hat diese Frage konkret aufgegriffen und gleichzeitig zu einem pädagogischen Lehrstück gemacht. „Er hat an die Stelle der komplizierten Verfahren, die die Wissenschaft eben um der größeren Genauigkeit willen entwickelt hat, und an die Stelle von buchstäblich abschließenden Ergebnissen ein einfaches Modell für das Prinzip der Lösung gesetzt – für ein Vorgehen, das unmittelbar einleuchtet, zur Weiterentwicklung geradezu verführt und obendrein Spaß macht.“
Die vorgestellte Lösung steht in der Tradition der ersten Größenbestimmungen unseres Sonnensystems durch die antiken Mathematiker Aristarch und Eratosthenes, wiederholt eine historische Lösung des 18. Jahrhunderts und ist deshalb ein besonders schönes Beispiel für sokratisches, exemplarisches und genetisches Lernen.
Update 6.1.18: Ergänzt um einen Artikel mit dem ersten Foto, auf dem Erde und Mond gemeinsam zu sehen sind.
Idee: Martin Wagenschein
Ausarbeitung: Markus Wurster
Entstehungsjahr: 2005-2010
Quelle: www.Montessori-Download.de
Lizenz: Creative Commons 3.0 Deutschland – Namensnennung-Nicht kommerziell-Weitergabe unter gleichen Bedingungen (Erklärung)
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